J. Hörmann-Thurn und Taxis: Margarete «Maultasch».

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Titel
Margarete «Maultasch». Zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderer Tiroler Frauen des Mittelalters. Vorträge der wissenschaftlichen Tagung im Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landgeschichte Schloss Tirol, Schloss Tirol, 3. bis 4. Nov. 2006


Herausgeber
Hörmann-Thurn und Taxis, Julia
Reihe
Schlern-Schriften 339
Erschienen
Innsbruck 2007: Universitätsverlag Wagner
Anzahl Seiten
327 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Kathrin Utz Tremp, Staatsarchiv Freiburg

Während unseren österreichischen Nachbarn Margarete «Maultasch» sicher ein Begriff ist, hat sie ihnen doch letztlich das Tirol vererbt, muss den Schweizern wohl erklärt werden, wer Margarete «Maultasch» war und weshalb sie diesen wenig schmeichelhaften Beinamen trug (und trägt). Margarete wurde 1318 als Tochter des Tiroler Landesfürsten und Herzogs von Kärnten Heinrich von Tirol-Görz und dessen zweiter Frau Adelheid von Braunschweig geboren. Obwohl ihr Vater alles tat, um einen männlichen Erben zu bekommen, war schon früh klar, dass Margarete die Erbin sein würde. Bereits mit 12 Jahren wurde sie mit Johann Heinrich, dem Sohn Johanns von Luxemburg verlobt, der vier Jahre jünger war als sie und bereits 1327 nach Schloss Tirol gebracht worden war, um dort gemeinsam mit seiner späteren Ehefrau erzogen zu werden. Im Jahr 1335 starb Heinrich von Tirol-Görz und fiel die Grafschaft Tirol an Margarete und ihren Ehemann, Johann Heinrich. Da deren Ehe aber kinderlos blieb, verstiess Margarete 1341 ihren Mann und vermählte sich mit Ludwig von Brandenburg, dem Sohn Kaiser Ludwigs von Wittelbach. Der Ehe, die bis 1359 von der Kirche nicht anerkannt wurde, entspross ein Sohn, Meinhard, der 1354 mit Margarete, Tochter Herzog Albrechts II. von Österreich, verlobt wurde. 1361 starb jedoch Ludwig von Brandenburg, und zwei Jahre später auch sein Sohn Meinhard. Margarete «Maultasch» übergab ihr Erbe, die Grafschaft Tirol, an Rudolf, Albrecht und Leopold von Habsburg und zog sich nach Wien zurück, wo sie 1369 starb. Zwei Dinge zeichnen ihr Leben aus: dass sie 1341 ihren Mann verstiess, um doch noch Kinder zu bekommen, und dass sie nach dem Tod ihres Erben 1363 das Tirol gewissermassen den Habsburgern vermachte. Während man es im Mittelalter einem Mann mit Herrschaftsgewalt ohne weiteres verzieh, wenn er eine Frau verstiess, von der er keine Kinder bekommen konnte, nahm man es Margarete übel, dass sie ihren ersten Ehemann aus dem gleichen Grund verstiess, und versah sie bereits seit 1365 mit dem Übernamen «Maultasch», der sexuelle Unersättlichkeit konnotierte. Auf den ersten Porträts (seit 1510/1520, im Auftrag von Kaiser Maxilimian I.) ist Margarete durchaus noch als schöne Frau dargestellt; abgrundhässlich (mit einer entstellten Mundpartie, übergrossen verrunzelten Brüsten und einer Flügelhaube) erscheint sie erst seit 1787 in Frankreich, wo sie mit der verhassten Österreicherin Marie-Antoinette assoziiert wurde. Diese französische Tradition wurde erst seit 1920 auch im Tirol aufgegriffen; 1923 veröffentliche Lion Feuchtwanger den Roman «Die hässliche Herzogin». Dies alles lässt sich dem vorliegenden Band (Aufsätze von Jürgen Miethke, Ellen Widder, Magdalena Hörmann-Weingartner, Siegfried de Rachewiltz und Oliver Haid) entnehmen. In einem zweiten Teil wird Magarete Maultasch mit anderen Tiroler Frauen des Mittelalters verglichen.

Zitierweise:
Kathrin Utz Tremp: Rezension zu: Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hg.): Margarete «Maultasch». Zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderer Tiroler Frauen des Mittelalters. Vorträge der wissenschaftlichen Tagung im Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landgeschichte Schloss Tirol, Schloss Tirol, 3. bis 4. Nov. 2006 (Schlern-Schriften 339), Innsbruck, Universitätsverlag Wagner, 2007. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 61 Nr. 3, 2011, S. 386

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 61 Nr. 3, 2011, S. 386

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